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Sammlerglück - Altmünchner Stadtansichten 1850-1900
Was heute kaum jemand mehr weiss: Karl Valentin war begeisterter Sammler von Altmünchner Stadtansichten .
Viele Jahre lang inserierte er Ankaufangebote für Fotografien aus der "guten, alten Zeit" in Münchner Zeitungen und trug mit viel Mühe und Zeitaufwand eine wertvolle, liebevoll archivierte Sammlung zusammen. Valentin war begeistert von den alten Stadtansichten, die ein fast schon vergessenes München zeigen, das ohne die von ihm gesammelten Aufnahmen spurlos aus dem Gedächtnis der Nachwelt verschwunden wäre.
Karl Valentin schreibt dazu:
"Diese [...] Zeitspanne 1850-1900 ist noch dazu die Zeit der Photographie, und trotzdem hat man es leider versäumt, viele alte, der Neuzeit zum Opfer gefallene Stadtmauern, Türme, Gebäude etc. vor dem Abbruch im Bilde festzuhalten. Man könnte solche Menschen, die ein altes, ehrwürdiges Haus abreissen lassen oder den Auftrag dazu erteilen, nur Idioten nennen, wenn sie es unterlassen, von einem solchen Immobil vorher noch ein Bild anzufertigen. [...] Die einzige Entschuldigung, die es dafür gibt, ist vielleicht ,das Bier', für welches die damaligen Stadträte mehr Interesse hegten, als für die alten Häuser der Stadt."
Der in diesem Zusammenhang von Sigi Sommer überlieferte Ausspruch Valentins: " A oids Buidl vo München is mehra wert ois a Brillant." ist vielleicht dichterischer Freiheit zu verdanken, trifft aber Karl Valentins Meinung punktgenau.
1939 verkaufte Karl Valentin seine Sammlung an das Münchner Stadtarchiv. Danach musste er tief enttäuscht zusehen, wie seine geliebte Fotosammlung zunächst hinter den Mauern des Stadtarchivs verschwand, ohne dass die Aufnahmen in Ausstellungen den Münchnern zugänglich gemacht wurden. Auch sein Wunsch, die Stadt solle die über das ganze Stadtgebiet verstreuten Teilsammlungen Altmünchner Motive zu einer Gesamtsammlung vereinigen, blieb zu seinen Lebzeiten unerfüllt.
Doch noch heute üben die Münchner Stadtansichten einen seltsamen Zauber auf den Betrachter aus- vieles hat sich wunderbarerweise kaum verändert, so z.B. die Auer Dult und die Standl auf dem Viktualienmarkt. Aber dann fällt der Blick auf breite, leere Straßen, dort wo sich heute in der Rush Hour Stoßstange an Stoßstange reiht und man erliegt der Faszination einer längst vergangenen Zeit.
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